Der Anwaltsladen

Home based work in the legal field via the Anwaltsladen

Die virtuelle Kanzlei ist Wirklichkeit geworden

Heimarbeit im Anwaltsbereich durch das Konzept Anwaltsladen

Flexiblere Organisationsformen werden auch im juristischen Bereich durch die neue Computer- und Kommunikationstechnik möglich. Ein niederländischer Rechtsanwalt macht es vor: Murk Muller entwickelte das Konzept des „Anwaltsladens“.

Nicht die Organisation der Kanzlei bestimmt, wie das Mandat bearbeitet wird, sondern das Mandat bestimmt die Organisation. Für die Bearbeitung eines Mandats bildet sich ein Team nach den Erfordernissen des Mandats und den Fähigkeiten und Interessen der „Angeschlossenen“. „Angeschlossene“ sind Rechtsanwälte, Juristen und ReNo-Gehilfen, die über den Anwaltsladen zusammenarbeiten. Der Anwaltsladen lebt von der Selbständigkeit der Angeschlossenen. Jeder ist hier sein eigener Unternehmer und sein eigener Chef. Jeder ist frei in der Vergabe und Annahme von Aufträgen untereinander. Hierarchie ist dem Anwaltsladen fremd. Die Zusammenarbeit ist geprägt von „Teamwork“ und gegenseitiger Offenheit.

„Im Anwaltsbereich ist gute Organisation nichts anderes, als gute Kommunikation.“ Ohne die Angeschlossenen örtlich und zeitlich zu binden, sorgt der Anwaltsladen für gute Kommunikation. Erüberwindet die physische Entfernung. Auf die Dokumente einer Akte kann online zugegriffen werden. Darüber hinaus werden alle Bewegungen in den Akten in einem Datenbankprogramm festgehalten. Somit hat man Übersicht über das, was sich in einem Mandat ereignet hat. Wenn der Angeschlossene mit der Arbeit anfängt, holt sich der Angeschlossene online einen „Logbuch-Auszug“, in dem alle, ihn betreffenden Bewegungen in den Mandaten festgehalten sind. Wiedervorlagen, Fristen und Termine werden auf dem Auszug angezeigt. Ebenso die Aufgaben, die man sich selbst für den Tag gestellt hat.


"Gute Organisation ist nichts anderes als gute Kommunikation"


Der erste Anwaltsladen befindet sich in Berlin-Wannsee. In dem gemütlichen Zimmer unter dem Dach eines altehrwürdigen Gemeindehauses schlägt das technische Herz des Anwaltsladens; Soft- und Hardware, die für die spezifischen Bedürfnisse in Eigenregie entwickelt wurde. Im Anwaltsladen geht die Post ein und wird eingescannt; hier werden die Akten (auch) auf Papier geführt. Gleichzeitig ist der Anwaltsladen Treffpunkt der Angeschlossenen für kollegialen Austausch, gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit. Auch Mandanten können hier empfangen werden. Die Akten selbst werden aber zuhause bearbeitet.

Das System lebt von Menschen, die selbständig und eigenverantwortlich arbeiten, die andere Teammitglieder sorgfältig informieren und Absprachen einhalten: „Sagen, was man tut und tun, was man sagt", ist höchstes Gebot. Die Art der Zusammenarbeit setzt ein großes Maß an Vertrauen und Offenheit untereinander voraus.

Der Anwaltsladen spart Kosten und fördert den fachlichen Austausch. Er erleichtert Anfängern den Einstieg in das Berufsleben. Erfahrene Anwälte und Renogehilfen, die sich nicht mehr mit den "office politics" der größeren Kanzleien identifizieren, können sich im Anwaltsladen-Verband wieder voll auf die eigentliche Arbeit konzentrieren, ohne dabei auf kollegiale Zusammenarbeit verzichten zu müssen. Juristen und Renogehilfen, die sich - aus welchem Grund auch immer- bei der Arbeit zeitlich und örtlich nicht binden wollen oder können (zum Beispiel junge Eltern), haben im Anwaltsladen alle Freiheiten.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Anwaltsladen zeugen von einer ungeahnten Wiederentdeckung von "Spaß an der Arbeit". Vielleicht wird schon bald der nächste Anwaltsladen eröffnet.

Berlin, den 4.1.2000

von Ira Schelp

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